Achtsamkeit (englisch mindfulness)


Körpersprache im Dialog. So hieß einmal ein Seminar, das ich über viele Jahre veranstaltet habe. Damals gab es das Wort „Achtsamkeit“ noch nicht. Auch nicht im Zusammenhang mit Bioenergetik oder Körperpsychotherapie. Wenn ich achtsam bin, spricht mein Körper mit mir, gibt mir sensibel Hinweise. Das Ergebnis ist: Ich spüre mich, vom Scheitel bis zur Sohle. Ich spüre, wo meine Spannungen sind: Im Nacken, in den Schultern, im Rücken, in der Atmung, im Zwerchfell, im Becken, in den Oberschenkeln, in den Unterschenkeln, in den Füßen.

 

Sind Sie in Gedanken mitgegangen? Dann haben Sie gerade eine kleine „Reise durch den Körper“ gemacht. Das ist ein recht üblicher Einstieg in eine geführte Körpermeditation. Es entwickelte sich im Laufe der Zeit der Begriff der „Entschleunigung“, Hektik und Stress sind verpönt unter den Anhängern von Achtsamkeit und Entschleunigung.

 

Die Bioenergetik passt gut in dieses Konzept. Sie lenkt die Aufmerksamkeit auf die Spannungen im Körper. Und auch auf die Energien, die der Körper zur Verfügung hat: So kann ich mich bewusst auf den Moment, so wie ich ihn gerade erlebe, einlassen. Ich bin in meiner Wahrnehmung genau bei dem, was ich gerade tue. Ich bin achtsam und bewerte dieses Tun nicht. Ich schaue es mir an und bin einfach nur da. Ich spüre meine Emotionen. Auch sie schaue ich mir an. So ist es, wenn ich mich auf das Hier und Jetzt konzentriere. Dabei schöpfe ich Kraft, um wieder ins „Tun“, ins „Handeln“, zu kommen. So trägt Achtsamkeit zur Selbstregulation bei.



Was genau ist Achtsamkeit, was ist Selbstregulation? Wie kann ich es lernen?

Wir reden von Stressbewältigung durch Achtsamkeit.  Das Konzept richtet sich an alle, die bewusster leben und ihr Leben in Selbstverantwortung verbringen wollen. Eine besonders sportliche körperliche Verfassung ist nicht die Voraussetzung, die Teilnehmer*innen benötigen keine speziellen Vorerfahrungen. Im Grunde spricht das Konzept alle an, die unter beruflichem und privatem Stress leiden, der sich in Schlafstörungen und anderen psychosomatischen Beschwerden wie zum Beispiel Bluthochdruck äußert.

 

Achtsamkeit ist seit den 60er Jahren im Fokus verschiedener Wissenschaftsdisziplinen. So z.B. hat Luise Reddemann auf psychoanalytischer Grundlage wesentliche Elemente aus dem Achtsamkeitstraining in die von ihr entwickelte Psychodynamisch Imaginative Traumatherapie eingefügt.

 

Bei den meisten Anbietern*innen hat sich als Format ein Lernprogramm von acht Wochen Dauer durchgesetzt. Es beginnt mit einer Einführung und individuellen Gesprächen zur persönlichen Zielfindung. Daran schließt sich ein Gruppenlernprogramm von acht wöchentlich stattfindenden Terminen von eineinhalb bis zwei Stunden an. Ganztägige Blockveranstaltungen können dieses Programm ergänzen. Alle Übungen trainieren das Gespür für die eigene Körperwahrnehmung. Körperübungen sind das Mittel, um dieses Gespür zu verbessern. Der Austausch über die eigenen Körpererfahrungen beendet die Übungstreffen. Sitz- und Gehmeditationen sind weitere Methoden des Achtsamkeitstrainings. Immer geht es um die Konzentration auf Körperreaktionen und die damit verbundenen Gefühle.

 

Die Körperübungen finden eine Entsprechung beim Thema der "achtsamen Kommunikation", auf die während der Feedbackrunden im Übungskreis geachtet wird. Bitte planen Sie eine gute Dreiviertelstunde täglich ein, in der Sie zu Hause üben. 


MBSR = Mindfulness-Based Stress Reduction

MBSR ist die Schwester der Achtsamkeit. Es beschreibt ein systematisches Programm zur Einübung von Achtsamkeit - die oben beschriebenen acht Wochen mit zweistündigen Sitzungen in der Gruppe und 45 täglichen Minuten an eigenen Übungen. Sozusagen die technokratische Variante der Achtsamkeit. Darum wird sie auch eher den verhaltenstherapeutischen Psychotherapiemethoden zugerechnet.

 

Das Programm enthält klassische Elemente, die aus Körperpsychotherapeutischen Methoden abgeleitet wurden. Die Übungen sind umfassend einsetzbar. Elemente finden sich bei der Behandlung von Borderline-Störungen und der Behandlung posttraumatischer Belastungsstörungen.

 

Das führt dazu, dass MBSR eine sinnvolle Methode darstellt gegen Burnout, denn das MBSR-Programm übt zielstrebig die präzise eigene Wahrnehmung von Stressmustern ein. Im Laufe der Zeit haben sich Retreats zur Einübung von Achtsamkeit entwickelt. Darin enthalten sind fast immer Übungen der Achtsamkeits- und der Gehmeditation. 


Anbieter*innen für Achtsamkeit und MBSR

Einen guten regional gestaffelten Überblick finden Sie beim MBSR-Verband