Angst und Bioenergetik


Frau W., eine Kauffrau für Büroorganisation von 43 Jahren, berichtet von verschiedenen körperlichen Symptomen, deretwegen sie bei mehreren Ärzten in Behandlung sei. Manchmal müsse sie Therapiesitzungen absagen, kündigt sie vorsorglich an, denn sie habe einen Reizdarm, der sie urplötzlich zwinge, Außenaktivitäten zu unterlassen. Nach mehreren Sitzungen wird sie deutlicher: Wenn sie mit ihrem Chef ein Gespräch führt, kommt es vor, dass sie sich in die Hose macht. Ich frage, um welche Art von Gesprächen es sich handele. Sie kann die Frage nicht beantworten. Jedenfalls habe sie sich bemüht, an regelmäßigen Gesprächen nicht mehr teilnehmen zu müssen. Um schwierige Konfliktgespräche handelt es sich jedenfalls nicht. Es könne ihr genauso gut in Besprechungen mit mehreren Anwesenden so gehen oder auf der Fahrt im Auto nach Hause. Ein Muster gibt sie nicht zu erkennen. Sie war schon bei mehreren Ärzten: Eine klare medizinische Diagnose gibt es nicht. Aber sie sei bei einem Psychiater in Behandlung, der ihr starke Beruhigungsmittel verschreibe. Damit komme sie einigermaßen über die Runden. Sie habe die Hoffnung, dass mein Bioenergetischer Ansatz der Körperpsychotherapie ihr helfen könne. Wir beginnen mit Übungen zur Körperwahrnehmung. 

  • Wie spürt sie den Boden unter ihren Füßen, steht sie sicher auf dem Boden?
  • Wie atmet sie in Rückenlage auf der Matratze?
  • Kommen Erinnerungen an angstbesetzte Situationen, wenn sie wütend auf den Bioenergetischen Würfel schlägt?

Wir reden ausführlich über Gefühle von Einsamkeit und Verlustangst. Das sind offenbar ihre Themen, sie kann sie aber nicht zu Lebensereignissen zuordnen. Sie nimmt vier Termine jeweils im Abstand von einer Woche wahr und die Symptome ziehen sich zurück. In der fünften Woche hat sie ein Terminproblem und kann nicht kommen. Die Symptome melden sich direkt wieder. So macht sie die Erfahrung, dass zumindest am Anfang die regelmäßige körperliche Arbeit notwendig ist.

Elefant und Bogen und der Kontakt zur Realität

Im "Elefanten" kann sie lange zittern und ihre Beine spüren. Im "Bogen" hält sie lange die Spannung aus, bevor sie in das entlastende Bioenergetische Zittern kommt. Der Elefant ist am Ende ihre Lieblingsübung. Sie spürt ihren Körper und kann realisieren, dass dieser intensive körperliche Kontakt auf jeden Fall ihre Symptome fernhält. Dann kommt der Tag, an dem sie auch ihre Wut ausdrücken kann. Sie schlägt mit dem Tennisschläger auf den Würfel. Ich achte darauf, dass sie mit beiden Füßen auf dem Boden steht. Die starke emotionale Entladung bringt sie in die Nähe einer Erinnerung. Die Atmosphäre in ihrer Familie beim Essen war so angespannt, dass sie als Kind jede Gelegenheit nutzte, um den Tisch so früh wie möglich verlassen zu können. Als ihr das klar wird, kann sie sehen, welche Funktion ihrer heutigen Darmreizung zugrunde liegt. Nun muss ihr Körper nicht mehr darauf bestehen.