Bioenergetische Charakterstrukturen


Welche Charakterstrukturen hat Alexander Lowen entwickelt? (Nach Wikipedia)

 

Die Charakterstrukturen zeichnen sich aus durch

- typische Verhaltensweisen - typisches inneres seelisches Erleben - charakteristische körperliche Haltungsmuster.

 

Lowen entwickelte seine Typologie der Charakterstrukturen. Im Folgenden stelle ich diese idealtypischen Strukturen dar. Einzelne Patienten werden niemals identisch mit diesen Strukturen sein. Sie können aber dem Therapeuten im therapeutischen Prozess als eine diagnostische und therapeutische Orientierungslinie dienen:


Persönlichkeit und Charakterstruktur

Lowen nannte die Haltungsmuster, die sich in unserer Entwicklung gebildet haben, „Charakterstrukturen“. Reich sprach vorher vom Charakterpanzer: Er erkannte, dass sich Menschen durch Muskelspannungen vor schmerzhaften Gefühlen schützen, so dass sie sie nicht mehr spüren mussten. Er nahm daher an, dass sich langanhaltende emotionale Zustände im Körper manifestieren und ausdrücken. Alexander Lowen folgte Reich und beschrieb dies mit den Worten: „Der Körper lügt nicht“. Die Körperpsychotherapie geht seither davon aus, dass die persönlichen Umstände und die emotionale Atmosphäre, in denen ein Mensch aufwächst, sich in seinen Haltungsmustern niederschlägt und eine individuelle Charakterstruktur bildet.  

 

Lowen lehrte einige klassische Bioenergetische Übungen, die ich in 1-Minuten-Filmen dargestellt habe. Klicken Sie auf die Buttons:


Körperstruktur und Charakterstruktur

Die Körperstruktur sagt in der Körperpsychotherapie etwas über die äußere körperliche und die emotionale Haltung eines Menschen aus. Und diese Haltung ist charakteristisch für diese Person. Wir erkennen Freunde schon von weitem an ihrer Körperhaltung. Wir können sie oft bei schlechter Beleuchtung noch gut erkennen an der Art, wie sie gehen und wie sie sich bewegen. Solche erkennbaren und individuellen Haltungen sind z.B. angespannte und hochgezogene Schultern, ein Kopf mit einer charakteristischen Stellung, ein Brustkorb, der nach innen wie ein Trichter gewölbt ist, nach hinten durchgedrückte Knie oder ein Gang wie ein Preisboxer. Das alles sind körperliche Muster, die eine Körperstruktur ausmachen. Körperliche Charakteristika nach Lowen habe ich bei den Charakterstrukturen beschrieben. Wie diese Strukturen entstehen, versteht man, wenn man als Beispiel ein Kind nimmt, das immer wieder gesagt bekommt: „Kinder sind still, wenn Erwachsene reden!“ Dieses Kind wird vermutlich Strategien entwickeln, wie es sich dennoch äußern kann, auch wenn die Erwachsenen reden. Es wird vielleicht versuchen, immer nur sehr klug und wie ein Erwachsener zu reden. Und damit das gut ankommt, muss es auch seinen Körperausdruck darauf einstellen und bestimmte Muskeln wie ein Erwachsener anspannen, damit es (so seine Absicht) genauso wirkt wie ein Erwachsener. Daraus entstehen Spannungen im Körper, die über die Zeit manifest werden. Es entsteht „die“ Körperhaltung, die die Geschichte dieses Kindes verkörpert und eine individuelle Persönlichkeit, die lange Zeit auch im Erwachsenenleben beibehalten wird. Der Körper drückt mit seiner Haltung dann Gefühle aus, die wir nicht offen zeigen können oder wollen oder die uns nicht mehr bewusst sind.

 

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Emotionale Erfahrungen manifestieren sich in unserer Körperstruktur

Eine Mann, der im Brustraum kollabiert ist, fühlt sich schwach und fühlt sich of bedrückt oder gar depressiv. Er ist gleichzeitig auf Grund seiner Struktur näher an seinen Gefühlen als ein anderer, der es gelernt hat „stramm zu stehen“, der die Schultern nach hinten zieht und damit denkt, dass er so stark und autonom ist und keine Hilfe braucht, aber auch nicht annehmen kann. In der Haltung offenbaren sich also chronifizierte emotionale Zustände, die meist nicht mehr bewusst von uns wahrgenommen werden. Wenn unser Verhalten und damit unser Leben von solch unbewussten Anteilen bestimmt wird, und sich der Mensch eingeschränkt fühlt, ohne zu wissen, was eigentlich mit ihm los ist, ist er in der Körperpsychotherapie meist gut aufgehoben.

 

Die Körperhaltung bestimmt die Gefühle im Alltag eines Menschen

Wenn mir das Weinen unangenehm ist, kann ich die Luft anhalten, mich gerade aufrichten und die Muskeln im Oberkörper anspannen. Dann zieht sich der Impuls zu weinen zurück. Ich unterdrücke das Weinen. Wenn ich zusätzlich den Kiefer zusammenpresse, unterstütze ich diesen Effekt. Aber zugleich verlerne ich mit der Zeit, überhaupt Trauer zu zeigen oder gar zu empfinden. Diese Spannungen haben sich seit der Kindheit entwickelt und prägen den Menschen bereits in den ersten Lebensjahren. Anfangs ist eine Körperstruktur noch nicht erkennbar, aber mit der Zeit schon. Sie ist Ausdruck, wie das Kind gefördert wurde, wie es gesehen und geliebt wurde, was es durfte und was es nicht durfte. 

 

Wenn der Körper den Worten widerspricht

90% der Kommunikation sind nicht verbal, sondern laufen nonverbal über Körper und Tonlage ab. Daher ist es sinnvoll, die Aussagen des Körpers während eines Gesprächs bewusst zu beachten. Weicht die Erzählung des Körpers von der der Sprache ab (double bind), gewinne ich zusätzliche Informationen.

 

In der Körperpsychotherapie achte ich auf das, was der Körper erzählt, denn der Körper lügt nicht. Immer wieder lerne ich, dass unser Körper wahrhaftiger ist als unsere Sprache. Durch Sprache zensieren wir häufig das, was wirklich in uns vorgeht. Körperorientierte Psychotherapie kann hier unterstützen und helfen, wieder Zugang zu sich selbst und den eigenen Gefühlen zu bekommen.  

Schizoide Charakterstruktur

Die schizoide Charakterstruktur kennzeichnet nach Lowen eine Tendenz zur Spaltung der ganzheitlichen Funktion der Persönlichkeit – z. B. durch die Neigung, Denken und Fühlen zu trennen. Was der Schizoide denkt, scheint häufig keinen Zusammenhang damit zu haben, was er fühlt, oder wie er sich verhält. Der Schizoide zieht sich nach innen (insbesondere in den Kopf und ins Denken) zurück, was mit einer Unterbrechung oder einem Verlust des Kontaktes zur Außenwelt oder zur Realität einhergeht....

"Merksätze" für die schizoide Charakterstruktur:

"Ich bin es nicht wert, beachtet zu werden. Besser, ich bleibe für mich und in meinen Gedanken." Oder:

"Meine Familie (die Welt) hat mich nicht aufgenommen, darum ziehe ich mich in mich zurück – Ich finde schon eine Lösung, wenn ich nur lange nachdenke."

 

Orale Persönlichkeit

Menschen mit einer oralen Struktur weisen nach Lowen viele Merkmale der oralen Lebensphase (Babyalter) auf: Mangelnde Selbständigkeit, Neigung zum Anklammern an andere, verminderte Aggressivität und die Erwartung, von anderen gehalten, gestützt und behütet zu werden. Orale Menschen leiden unter innerer Leere und haben starke Sehnsuchtsgefühle. Sie leiden oft unter starken Schwankungen der Stimmungslage. In der kompensierten Form verhalten sich diese Menschen übertrieben selbständig...

"Merksätze" für die orale Charakterstruktur:

"Ich bekomme nie, was ich brauche. Oder es ist das Falsche." Oder:

"Die anderen lehnen mich ab, weil ich anders oder komisch bin. Ich gehöre nicht dazu. – Ich komme immer zu kurz."

Psychopathische Persönlichkeit

Lowen beschreibt als typisches Merkmal der psychopathischen Struktur das Leugnen von Gefühlen, besonders sexueller Gefühle. Der psychopathische Charakter strebt nach Macht und möchte andere Menschen steuern oder beherrschen. Als Mittel setzt er dabei Druck oder Manipulation (Verführung) ein. Diese Menschen sind auffallend bemüht, „alles unter Kontrolle“ zu haben. Meist verdrängen, leugnen und kompensieren sie ihre Erlebnisse von Macht- und Hilflosigkeit, durch die sie sich latent bedroht fühlen....

"Merksätze" für die psychopathische Charakterstruktur: 

"Meine Gefühle will ich nicht spüren, das könnte ich nicht aushalten. Darum tue ich so, als wäre alles kein Problem für mich." Oder:

"Ich brauche niemanden, ich schaffe das allein."

Masochistische Persönlichkeit

Menschen mit dieser Struktur leiden unter erheblichen Minderwertigkeitsgefühlen, geben sich anspruchslos, verhalten sich unterwürfig und sind um Anpassung und Unterordnung bemüht. Sie zeigen jedoch eine starke latente trotzige und beharrliche passive Abwehr, die sie bei genügend starkem äußerem Druck offenbaren; im Inneren hegt der masochistische Charakter Hass-, Negativismus- und Überlegenheitsgefühle. Eine starke Muskelstruktur dämmt die drohende emotionale Explosion ein. Selbstdurchsetzung und Aggression sind bei diesem Charakter-Typus stark gehemmt. Stattdessen herrschen Klagen und Jammern in der Außendarstellung und die Tendenz zur Übernahme von Opferrollen vor.

"Merksätze" für die masochistische Charakterstruktur: 

"Ich bin so wenig wert. Aber was ich tun kann, das mache ich für Euch. Dank habe ich nicht verdient." Oder:

"Wenn ich will, dass etwas richtig läuft, dann mache ich es selbst. - Ich bin immer schuld. - Wenn ich in meine Kraft gehe, dann werde ich alleine sein." 

Rigide Persönlichkeit

Die rigide Charakterstruktur ist nach Lowen gekennzeichnet durch eine steife, unnahbare Haltung, die im Wesentlichen durch Verletzungen des gegengeschlechtlichen Elternteils verursacht werden. Der Begriff der Rigidität bezieht sich bei Lowen entwicklungspsychologisch auf die ödipale Konfliktsituation des Kindes. Der rigide Charakter ist ständig auf der Hut, nicht verletzt zu werden. Er hat die Hoffnung, durch Leistungsorientierung die Liebe und Anerkennung seiner Umgebung zu gewinnen und zu sichern. Rigide Menschen sind kompetitiv, willensbetont und widerstandsfreudig....

"Merksatz" für die rigide Charakterstruktur: 

"Das Leben ist ein Problem, das ich lösen werde." Oder:

"Ich werde geliebt, wenn ich etwas leiste."


Potenziale der Bioenergetischen Charakterstrukturen

Die Darstellung der Charakterstrukturen ist eine pathologische Beschreibung, also eine Beschreibung von Defiziten. Wenn ein Mensch in seiner psychischen Entwicklung gestört wird, entwickelt er solche Defizite. Um sie auszugleichen, zu kompensieren, entwickelt er an anderer Stelle Potenziale, um gut mit den Defiziten leben zu können. Diese Potenziale stelle ich hier dar: 

 

Potenziale der schizoiden Charakterstruktur

Die Schizoiden analysieren Sachverhalte in der Tiefe und stellen Querverbindungen her.

Grundmuster: Sie fühlen sich im Allgemeinen abgelehnt, haben sich in sich zurückgezogen, in den Körper, in den Kopf.

Potenzial: Dadurch können sie Probleme gründlich durchdenken, auch Aspekte beachten, die anderen verborgen bleiben. Sie bringen Ideen ein, die die anderen in Erstaunen versetzen und eine Gruppe weiter und zu einem besseren Ergebnis bringen. Sie überzeugen durch Argumente, können „in die Zukunft sehen“, sind einfühlsam, stellen Zusammenhänge her, die anderen verborgen sind. Die Schizoiden sind die „Denker“.

Mögliche Konflikte: Da diese Fähigkeiten ihren Ursprung im Denken haben, bleibt die Schwierigkeit mit einzelnen und einer Gruppe in Kontakt zu kommen und zu bleiben. Nehmen die anderen die außergewöhnlichen Ideen überhaupt wahr, ernst und führen sie sie weiter? Haben die Argumente eine Chance, durchgesetzt zu werden?

 

Potenziale der oralen Charakterstruktur

Den Oralen ist der Zusammenhalt wichtig, so kommen sie mit anderen zu Ergebnissen.

Grundmuster: Sie fühlen sich hilflos, nicht unterstützt, suchen Halt und Verbindung zu anderen, wollen nicht verlassen werden.

Potenzial: Sie bemühen sich darum, gehört zu werden, reden daher viel mit den anderen, kommunizieren viel. Die Oralen produzieren dabei viele Ideen, teilen sich ständig mit und argumentieren durch viel Kommunikation. Sie finden es gut, wenn alle miteinander reden, fördern damit den Zusammenhalt einer Gruppe. Die Oralen sind die „Teamplayer“.

Mögliche Konflikte: Wenn die Oralen so wahrgenommen werden, dass sie „nur“ reden und weniger Ergebnisse transportieren, dann ist das Resultat zweifelhaft. Dann gelingt es ihnen kaum, einen Prozess zu unterstützen, der zum Ziel führt.

 

Potenziale der psychopathischen Charakterstruktur

Die Psychopathen können gut strukturieren und gehen so konzeptionell und zielorientiert voran. 

Grundmuster: Sie sind gezwungen oder verführt, den Willen der Mutter zu erfüllen, wollen sich nicht mehr unterwerfen müssen.

Potenzial: Sie durchdenken Probleme gründlich, können sich gut in andere hinein versetzen und ihre Anliegen so vorbringen, dass sie von allen akzeptiert werden. Damit wachsen ihnen Führungspositionen zu, sie sind wichtig für das Team. Die Psychopathen halten sich aufrecht und damit auch das Anliegen ihrer Gruppe. Sie gehen voran, werden akzeptiert, die anderen folgen. Die Psychopathen sind die „Organisatoren und Führungskräfte“.

Mögliche Konflikte: Sind ihre Argumente manipulativ? Arrangieren sie den Kontakt zu anderen so, dass sie eher egoistisch und nicht für die Belange der Gruppe tätig werden? Sehen die anderen die Psychopathen als Wichtigtuer, die andere ausnutzen?

 

Potenziale der masochistischen Charakterstruktur

Die Masochisten sehen genau die Bedürfnisse anderer, gehen darauf ein und haben so eine wichtige Rolle in der Gemeinschaft inne.

Grundmuster: Sie sind gezwungen, die Bedürfnisse zu haben, die ihre Mutter als angemessen sieht, müssen sich unterwerfen, sind damit ständiger Erniedrigung ausgesetzt. Sie sind voller Angst und Scham und halten sich körperlich und im Ausdruck zurück.

Potenzial: Sie sehen automatisch, was getan werden muss, sind in ihrer Wahrnehmung stets bei den anderen und „lesen“ deren Bedürfnisse von den Lippen ab. Sie sind damit stark ergebnisorientiert und werden im Sinne ihrer Gruppe/Umgebung tätig. Sie machen ständig deutlich, was noch getan werden muss, springen selbst ein, sie helfen, die Dinge richtig anzugehen, sind tolerant gegenüber Fehlern und Fehlverhalten, haben für alles Verständnis. Die Masochisten sind die „Zuverlässigen“.

Mögliche Konflikte: Sie verlieren sich mit ihren eigenen Bedürfnissen, machen sich zum Sklaven der Ergebnisse und der anderen, überlasten sich damit hoffnungslos, können auch nicht strategisch „über den Tellerrand sehen“. Sie bleiben gefangen in der Aufgabenebene, da es immer etwas zu tun gibt. Dabei boykottieren sie unterschwellig.

 

Potenziale der rigiden Charakterstruktur

Die Rigiden sind an Zielerreichung und an Aufgabenerledigung interessiert. "Das Leben ist ein Problem, das gelöst werden muss."

Grundmuster: Sie sind enttäuscht in der Zuwendung durch den anders geschlechtlichen Elternteil und wollen nicht wieder durch Ablehnung verletzt werden. Sie halten sich daher mit ihren weichen Gefühlen gegenüber anderen zurück.

Potenzial: Sie sehen klar, was das Ziel ist, kennen die strategischen Zusammenhänge, sind schon früh auf der sachlichen Ebene so gefördert worden, dass Ergebnisse zu erreichen und erfolgreich zu sein, für sie etwas Normales ist. Ziele zu erreichen, Ergebnisse zu ermöglichen, andere so anzuleiten, dass ein effektives Zusammenspiel ohne Reibung und mit eindeutigen Ergebnissen erreicht wird, ist für die Rigiden der Normalfall und selbstverständlich. Die Rigiden sind die „konkreten Umsetzer“.

Mögliche Konflikte: Ihre Ansprüche sind zu hoch, sie können nicht sehen, wo andere schwach sind, und anders integriert werden müssen. Sie können auch nicht sehen, dass Langsamere auf andere Weise zu guten Ergebnissen kommen und sind ihnen gegenüber ungerecht. Sie können sich in fremde Charaktere nicht einfühlen und zeigen wenig Toleranz.